Es hängt alles davon ab, welche Weinsorte Sie gerade trinken. Grundsätzlich gilt: trinken Sie Weißweine und Rotweine nicht in denselben Gläsern. Sie können bei demselben Glas bleiben, wenn Sie denselben Wein (andere Flasche) oder Wein aus derselben Rebsorte trinken. Trotzdem empfehle ich, in diesem Fall den leichteren Wein zuerst und den schwereren erst danach zu trinken, da der schwerere den leichteren andernfalls beeinflussen wird.
Als professioneller Weinverkoster – wenn Sie also einen Wein professionell bewerten wollen – sollten Sie auf jeden Fall immer ein sauberes Glas nehmen. Ich mache das auch, wenn ich Rotwein auf Rotwein trinke. Dasselbe gilt für alle anderen Weinsorten.
Schließlich können Sie, nachdem Sie einen Wein ausgetrunken haben, die verbliebenen Aromen im Glas immer noch riechen. Bei Weinverkostungen versuche ich, das Glas so häufig wie möglich zu wechseln. Bei den meisten Weinproben erhält man jedoch nur ein einziges Glas für den ganzen Abend. Wenn das der Fall ist, spüle ich mein Glas möglichst häufig mit Selterwasser aus. Je kräftiger und vollmundiger der Wein war, desto nötiger ist das Ausspülen hinterher.
Bei einer Weinverkostung im vergangenen Monat in Europa habe ich etwas zum ersten Mal erlebt. Als mir ein neuer Wein in ein Glas eingeschenkt wurde, von dem ich bereits getrunken hatte, roch der Wein faulig (nach Zwiebeln). Ein Geruch, dem man nicht allzu häufig begegnet und einer, den man auf Anhieb erkennt. Das Interessante daran war, dass ich der einzige war, der den Geruch wahrnahm. Als ich mein Glas den anderen zum riechen gab, gaben sie mir recht und wir begannen, zu erkunden, woran es liegen konnte. Es stellte sich heraus, dass dieses Phänomen
als Ergebnis der Mischung auftrat zwischen dem neuen Wein und dem Wein, der zuvor getrunken wurde. Der zweite Wein hätte diese Aromen in einem frischen Wein nie entwickelt. Ich hatte zuvor noch nie ein solch deutliches Beispiel der Qualitätsverschlechterung eines Weins erlebt, die daraus resultiert, dass kein frisches Glas benutzt wird. Keiner von uns hatte das. Da ich das Phänomen wiederholen konnte, stärkte das meinen Standpunkt, dass die Gläser so häufig wie möglich gewechselt werden sollten. Das ist eine Empfehlung, die ich eher Weinliebhabern gebe, die gerne erstklassige Qualitätsweine trinken, als Mainstream-Konsumenten.