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Machen verschiedene Formen von Weingläsern wirklich einen Unterschied?

JA! Ich freue mich darauf, jeden Weinkritiker zu diesem Thema herauszufordern. Robert Hall hat mir einmal gesagt: „Wenn es auf den Wein ankommt, gilt das auch für das Glas“. Und ich kann dieser Aussage nur zustimmen, die zufälligerweise auch der Slogan der Bottega Del Vino-Marke ist.

Als ich mich für Weine zu interessieren begann, spielte mein Vater dabei eine Rolle und kaufte mir das erste Weinbuch. Ich will den Autor hier nicht erwähnen, da ich nicht vorhabe, Menschen zu beleidigen, doch nachdem ich den Abschnitt gelesen habe, in dem der Autor schreibt, dass die Art des Trinkgefäßes (Glas, Zinn, Plastik, Kristall, Blechnapf usw.) niemanden davon abhalten sollte, einen Wein zu trinken, da dies keinen großen Unterschied mache, wusste ich instinktiv, dass das falsch war.

Mitte der Neunziger Jahre wurde ich einmal zu einer Weinprobe eingeladen,

bei der Weine vom Chateau Yquem vorgestellt wurden, vier Jahrgänge, um genau zu sein (zumindest wurde das behauptet). Vier Gläser wurden benutzt, eines für jeden Jahrgang. Nachdem wir die Weine probiert hatten, begannen wir ein Gespräch über die verschiedenen Aromen, die wir riechen konnten, den Unterschieden in der Textur (hauchfeine Unterschiede, aber merklich) und über die Charakteristiken der Weine. Als der Gastgeber uns verriet, dass alle Gläser dieselben Jahrgänge enthielten, konnte ich hören, wie die Gäste Luft holten und und antworteten, dass das unmöglich sei. Nicht eine einzige Person hatte bemerkt, dass wir denselben Wein desselben Jahrgangs getrunken hatten. In der Gruppe waren keine Amateure, was den Vorfall noch peinlicher machte. „Wie ist das möglich?“, frage einer der Anwesenden. „Es liegt an den Gläsern und daran, wie unterschiedlich sich der Wein in ihnen entwickelt“, antwortete der Gastgeber.

Nun lassen Sie mich detaillierter erklären, warum das Glas so viel

Bedeutung hat und was den Unterschied ausmacht. Jeder Wein ist unterschiedlich und reagiert anders, wenn er der Luft ausgesetzt wird. Das Bouquet, der Körper und die Struktur des Weines reagieren anders, in Abhängigkeit davon, welche Art und Form des Glases benutzt wird.

Weshalb aber macht die Glasform einen solchen Unterschied? Hier spielen nicht nur die Öffnung des Glases, sondern auch sein Rand und sein Bauch eine Rolle. Mit einer größeren Öffnung wird der Wein der Luft stärker ausgesetzt. Das ermöglicht es dem Wein, zu atmen und verändert dadurch nicht nur sein Bouquet, sondern auch seine Struktur. Der Rand des Glases spielt die Rolle eines Ventils, entweder entlässt er das Bouquet bzw. Bukett oder es fängt das Bukett stärker im Glas ein. Wenn Sie an dem Wein nippen, wird eine weitere Öffnung den Wein weiter belüften und dabei Aromen freisetzen, die zuvor nicht bemerkbar waren. Und schließlich werden sich strukturelle Aspekte des

Weins ebenfalls ändern, wenn der Wein der Luft stärker ausgesetzt wird. Diese Veränderungen werden sowohl im Mund bemerkbar (beziehungsweise auf der Zunge, um präziser zu sein), als auch in der Nase. (Das ist ein retro-olfaktorischer Prozess, er bedeutet, dass sich Aromen entwickeln oder  dass sie aufbrechen, wenn der Wein in Kontakt mit dem Speichel kommt. Manche Aromen benötigen Flüssigkeit, um flüchtig zu werden.)

Der gesamte Prozess ist, um genauer zu sein,  ein wenig komplexer und es würde einige Seiten beanspruchen, um ihn detailliert zu beschreiben. Doch ich will auf die Details in meinem ersten Podcast-Video eingehen, dass ich bald vorstellen will, also haben Sie etwas, worauf Sie sich freuen können.

Ich erwarte nun nicht, dass Sie gleich losgehen und ein neues Gläser-Set für jede exisitierende Weinsorte kaufen. Jedoch empfehle ich eindrücklich, dass sie für Weinsorten, die Sie am meisten mögen, Gläser kaufen, die speziell für diese Sorte entworfen wurden.

Denn das ist es wert und, vor allem, weil Sie und Ihr Wein es verdienen.

Zusammenfassung: Wenn Sie Wein trinken wollen, trinken Sie ihn in einem Stielglas, am besten Kristall, und wenn Sie die Wahl haben, nehmen Sie das Glas, das am besten zur Weinsorte passt. Das ist meine Empfehlung. Es sei denn, Sie sind der Typ, der Tetrapack-Weine gerne trinkt. In diesem Fall glaube ich tatsächlich weniger, dass das Glas einen großen Unterschied machen wird.  Nur – warum Sie dann meinen Blog lesen, verstehe ich noch nicht so ganz.

Prost!