Zu meiner Reise durch die Schweiz gehörte auch ein Zwischenstopp in St. Pierre-de-Clages, einem Dorf in der Gemeinde Chamoson im Kanton Wallis. Dort traf ich Mike und John (Jean-Charles) Favre von der Winzerei René Favre et Fils (René Favre und Söhne).
Die Weinregion St. Pierre-de-Clages, Chamoson
Das Weinanbaugebiet St. Pierre-de-Clages und Chamoson ist die größte Weinregion im Wallis und beherbergt etwa 30 verschiedene Rebsorten. Der Boden in diesem Gebiet besteht zum Großteil aus Kalkstein. Die Weinberge liegen am rechten Ufer des Rheins und die meisten von ihnen haben eine leicht abschüssige Lage.
Die einzigartige Ausrichtung der Weinberge in St.-Pierre-de-Clages – Chamoson in Richtung Süden, ermöglicht eine richtige
Durchreifung der Reben. Genau im Herzen dieses Weinanbaugebiets liegt das Anwesen der Winzerei René Favre et Fils.
Die Winzerei René Favre & Fils
Die Winzerei René Favre & Fils spezialisiert sich auf Petite Arvine Weine, die aus den ältesten Petit Arvine Weinreben der Welt gewonnen werden. Diese Familienwinzerei wird derzeit von den Favre Brüdern Mike und John betrieben.
John Favre studierte zunächst auf der landwirtschaftlichen Schule in Chateauneuf im Wallis. Danach besuchte er die École Superieure de Changins, die beste Önologie-Fachhochschule der Schweiz.
Mike Favres Werdegang ist vollkommen anders. Er studierte Ökonomie, bevor er Önologie und Weinanbau auf der staatlichen Fachhochschule studierte. Danach ging er in die Vereinigten
Staaten, wo er 7 Jahre lang lebte und Weine produzierte, bevor er in die Schweiz und zum Familiensitz zurückkehrte. Heute ist Mike neben anderen Aufgaben Vizedirektor von Vinofed.
Mike und John Favre stellen die neue Generation von Weinbauern dar – wagemutig, fortschrittlich und mit großer Leidenschaft für ihre Weine und Weinreben. Sie revolutionieren die Weinwirtschaft durch die Entwicklung und Anwendung neuer Techniken des Weinanbaus und der Weinherstellung.
Die Favre Weine
Die Favre Weinberge können leicht an der Art erkannt werden, wie die Weinstöcke gesetzt sind. Diese werden in zwei engen Reihen und einer breiteren Reihe gepflanzt (siehe Bildergalerie).
Der Grund für diese Art des Anbaus ist deren Effizienz. Einerseits ermöglicht diese Konfiguration den Traubenpflückern einen besseren Zugang zu den Trauben, andererseits können die
Stöcke so leichter von einer Spezialmaschine erreicht werden, die überschüssige Blätter entfernt. Das Entfernen überschüssiger Blätter verbessert die Luftzirkulation im Weinstock, wodurch Fäulnis und anderen Weinkrankheiten vorgebeugt wird. Aus diesem Grund benötigen die Favres auf ihren Weinbergen keine Pestizide.
Tatsächlich gehören die Favre Weinstöcke zu den saubersten Weinbergen, die ich je gesehen habe (überzeugen Sie sich anhand der Fotos in der Bildergalerie selbst davon) – und ich habe auf meinen vielen Reisen eine Menge Weinberge in der ganzen Welt gesehen.
Die Favre Weine und ihre Weinproduktion
Die Winzerei René Favre & Fils stellt eine Vielzahl verschiedener Weine her. Ihre Weißwein-Produktion besteht hauptsächlich aus Petite Arvine, Johannisberg (Sylvaner) und Fendant (Chasselas). Die Rotweinproduktion beinhaltet dagegen zum Großteil Pinot Noir, Gamay,
Humagne Rouge, Merlot, Syrah und Diolinoir.
Alle Favre-Weine werden auf dem Anwesen vinifiziert und jeder von ihnen wird in rostfreien Stahlfässern vergoren. Die meisten Weißweine kommen nie mit Eiche in Berührung, dafür jedoch die Rotweine. Das Profil der Favre-Weine ist ein für die Region typisches – mit Ausnahme einiger Weinverschnitte, die Mike und John für den internationaleren Geschmack entwickelt haben.
Mein persönlicher Liebling unter den Favre-Weinen ist der Altstock-Petit Arvine (d.h. ein Petite-Arvine-Wein, der aus Trauben von sehr alten Petite-Arvine-Weinstöcken hergestellt wird). Dieser Wein ist frisch, hat einen mittleren Körper und eine hervorragend ausgeglichene Säure. Er trägt die Aromen von Zitrone, Grapefruitschale, Rhabarber und zeigt auch einige blumige Noten. Auch ist seine Mineralität (Kalkstein) sowie ein angenehmer
Salzgehalt deutlich auf dem Gaumen wahrzunehmen.
Mein absoluter Favorit unter den Rotweinen ist der Rennommée St. Pierre, der für einen schweizerischen Pinoir Noir überraschend reichhaltig und fruchtig schmeckt. Dieser Wein wird 18 Monate in Eiche gelagert (gealtert) und ich lege ihn Pinot-Liebhabern ausdrücklich ans Herz.
Das wär’s vorerst. Halten Sie nach weiteren Artikeln über Schweizer Winzer und Weine Ausschau. In der Zwischenzeit können Sie sich die ersten Posts aus der Schweizer-Serie durchlesen: „Ein paar Fakten zu Weinen aus der Schweiz“ und „Die Winzerei Adrian und Diego Mathier“
Prost!